Intrinsische Motivation und Autonomie. Ist alles was rund ist ein Reifen?

Oder warum die allerwenigsten wirklich die Self-Determination-Theory von Deci und Ryan verstanden haben.

In den späten 1970er Jahren präsentierten die Psychologen Richard M. Ryan und Edward L. Deci ihre Selbstbestimmungstheorie (SDT), die nach wie vor von großer Bedeutung für die Motivation in der modernen Welt ist. Obwohl die Theorie in den 70er Jahren entstand, bleibt sie ein Eckpfeiler der Motivationstheorie.

Die SDT betont grundlegende menschliche Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Verbundenheit. Menschen sind am motiviertesten, wenn sie ihre Handlungen kontrollieren können, sich in ihren Fähigkeiten kompetent fühlen und soziale Beziehungen pflegen. Dieses intrinsische Antriebssystem ist heute in vielen Bereichen relevant.

Kann man das noch anders sagen?

Wie eine Seife die einem unter der Dusche aus den Hängen flutscht, rutscht vielen die Bedeutsamkeit der SDT einfach durch. Anscheinend sind wir nicht in der Lage, diese erhebliche Erkenntnis wirklich verständlich zu artikulieren.

Hierzu fällt mir ein Bild ein: Wir erkennen, dass runde Formen wichtig für unser Leben sind. Was verstanden wird, ist: ja, Autoreifen sind wichtig. Aber es geht um Kugellager, Zahnräder, Windräder, Armreifen, Ohrringe, Trauringe, runde Tische, Fahrradreifen, Rollatorenreifen, Rotoren, Ventilatoren, Brunnen, Obst, Bälle, Seifenblasen usw.

Verstehst du, worauf ich hinauswill? Die abstrakten Konzepte Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit werden in ihrer Tiefe oft nicht erfasst. Wir bleiben an der Oberfläche und begreifen nicht ihre wahre Bedeutung. Um zunächst Autonomie zu verstehen, werde ich hier dieses Konzept näher erläutern.

Autonomie auf der Mikroebene

Wenn du zum Beispiel ein Eis kaufst und dort verschiedene Sorten zu finden sind, ist es eine autonome Entscheidung, zu wählen welche Sorte du möchtest. Je mehr dieser Vorgang trainiert ist, umso einfacher ist es. Z.B. Welche Route fahre ich zur Arbeit, welche Kleidung wähle ich aus oder auf welchen Stuhl setze ich mich. Aber nun Vorsicht: sind dies bei dir autonome Entscheidungen? Wenn das wirklich autonome Enscheidungen sind, hast du einen Impuls, es handelt sich um intrinsische Motivation und du willst das auch. Jedoch können die selben Enscheidungen genausogut von äußeren Kräften, Überzeugung und Kontrolle motiviert sein. Was Deci und Ryan introjezierte Motivation nennen ist nicht itrinsisch motiviert sondern external.

Für unsere Beipiele könnte das sein:

A. Du wählst eine Route zur Arbeit, weil es die kürzeste ist und du dir dumm vorkämst eine andere zu wählen. Du hast keine Ahnung darüber ob dir eine andere Strecke besser gefallen würde. (Introjezierte Motivation).

Internale Motivationen dagegen sind:

B. Du wählst eine Route, weil es die schnellste ist und es handelt sich um eine pragmatische Entscheidung (identifizierte Motivation).

C. Du wählst eine Route aus Überzeugungen heraus und es ist für dich stimmig. Z.B. hast du verschiedene Theorien wo es sich warum staut und du hast bewusst entschieden eine Route zu fahren, die evtl. weniger Gefahr für andere birgt, z.B. nicht unbedingt an der Schule vorbeifahren, weil gerade Schulbeginn ist. Es ist dir wichtig das Menschen aufeinander aufpassen und Gefahren im Blick haben (integrierte Motiavion).

D. Du fährst an den Rapsfeldern vorbei, bisschen Umweg, aber du findest das total schön da weil du dieses grelle gelb so liebst (intrinsische Motivation).

Die Beschreibungen von A.-D. bezeichnen das Ausmaß der Autonomie von wenig zu viel. A. also inrojezierte Motivation ist KEINE von innen kommende Motivation sondern fusst auf extrernaler Kontrolle. Es ist wichtig, dass wir diesen Unterschied immer besser verstehen lernen.

Nur weil jemand aktiv irgendetwas tut, können wir niemals davon ausgehen, dass es sich um intreinsische Motivation handelt. Nur wer wirklich offene Worte spricht wird die tatsächliche Motivation herausfinden. Viele Menschen sind getrieben von inneren Standards und Zwängen die ihnen antrainiert wurden. Sie haben nie gelernt, dass sie an sich wertvoll sind, sondern ihr Selbstwert speist sich überweigend aus Leistung und Konformitätshandlungen. Status, Geld und Erfolg können in diesen Fällen zu starker Motivation und Aktivität führen. Es handelt sich dann jedoch nicht um intrinsische Motivation sondern um kontrollierte.

Kategorien: Motivation

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