Reaktanz
…oder warum wir uns ungern etwas sagen lassen
Psychologische Reaktanz ist ein interessanter Zustand, den wir alle kennen. Jemand will uns etwas vorschreiben oder etwas verbieten. Das bringt uns in Aufruhr.
Schon in den 60er Jahren wurde über die Zusammenhänge spekuliert. Bekannte Psychologen bezeichneten da bereits Reaktanz als „aversiven Zustand, der uns motiviert unsere eingebüßte Freiheit als Ausdruck unserer Autonomie zurückzuerobern“ (Brehm, 1966). Oder anders gesagt: wir sehen das gar nicht ein uns etwas sagen zu lassen, denn wir wollen in der Steuerung sein und halten es für unser angeborenes Recht selbstbestimmt zu agieren.
Ich finde es faszinierend, wie zuverlässig man diesen aversiven Zustand erzeugen kann.
Stell dir zum Beispiel mal vor, du hörst einen Vortrag über Lebensmittelherstellung. Nehmen wir an, du sollst überzeugt werden, besser produzierte Lebensmittel zu kaufen. Nun hörst du folgende Sätze:
„Keine andere Schlussfolgerung macht irgendeinen Sinn!“
„Es gibt ein Problem und Sie müssen Teil der Lösung werden!“
Das löst ein direktes Reaktanzgefühl aus. Wir möchten uns wehren und widersprechen. Was wäre wenn der Redner folgendes gesagt hätte?
„Das ist eine vernünftige Schlussfolgerung, die schwer zu widerlegen ist“
„Es gibt ein Problem und Sie können Teil der Lösung werden“
Genau diese Sätze nutzten Dillard und Shen (2005) in einer Untersuchung zu Reaktanz und fanden heraus, dass es immer kontrapoduktiv ist Druck auf Menschen aufzubauen, wenn es um Entscheidungen geht. Wenn man zu etwas gedrängt wird, oder einem etwas verboten werden soll, wirkt das gegen die Motivation die vielleicht hätte aufgebaut werden können.
Um Motivation am Arbeitsplatz, oder in seinem Umfeld zu fördern ist es essentiell sich dieser Tatsache bewusst zu sein.
Zusätzliche Infos:
Brehm, J. W. (1966). A theory of psychological reactance. San Diego, CA: Academic Press.
Shen, L., & Dillard, J. P. (2005). Psychometric properties of the Hong Psychological Reactance Scale.Journal of Personality Assessment,85, 74-81
